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Die Linie

Tanaka Ryōhei 

 

"Von Linie zu Landschaft" 

Ausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln 

30.11.2024 - 21.09.2025 

 

Der Flyer, der mich ins Museum für Ostasiatische Kunst in Köln führte, warb für eine Ausstellung mit dem Titel „Über die Linie: Kalligrafische Aspekte in der Koreanischen Kunst“. Der Flötenspieler auf der Vorderseite war mit wenigen Linien und einer partiellen, hellen Lavierung abgebildet. Selber hatte ich schon einige Gedanke zum Thema Linie im Allgemeinen und in der künstlerischen Praxis notiert. (Mehr dazu hier) Ich erwartete minimalistische, puristische Werke, wie sie für die moderne asiatische Kunst typisch sind. Die Überraschung hätte nicht großer sein können.

 

Ich kam in eine Ausstellung des Japanischen Künstlers Tanaka Ryōhei. Druckgrafiken von einer Dichte und Intensität, wie ich sie noch nie gesehen hatte.

 

 

Tanaka Ryōhei, Großer weißer Baum. Radierung und Aquatinta, 1982
Tanaka Ryōhei, Großer weißer Baum. Radierung und Aquatinta, 1982

Und in der Tat: Linie hier in vielfacher Hinsicht – Abertausende von Linien in schier unfassbar Reihung in den aüßerst detailreich herausgearbeiteten Bildern, gleichzeitig das Lineare als dominierendes Kompositionselement.

Ich näherte mich jedes Bild und tauchte ein, nahm erst in der knappen Entfernung wahr, wieviele Linien es sind, und wie virtuos sie aneinander gesetzt sind, um das ganze Blatt auszufüllen. Verblüffend die Akribie mit der Tanaka Ryōhei eins seiner Lieblingsmotive, das mit Reetdach gedeckte Haus, in die Platte hineinradiert. Er setzt unterschiedliche Drucktechniken ein, auch diejenigen wie z.B. Aquatinta, die die glatt gefüllten Bildausschnitte erzeugen, den Himmel z.B. Herausragend aber ist der Einsatz der Linie, selten als Umriss, eher als Aufbau des Motivs durch komplexe Schraffierungen. Man spürt die Masse und Textur der Dächer, der Baum-rinde, der Holzscheite, fast als würde man sie berühren. Gleichzeitig war ich fasziniert von den uralten Bauten, deren Bauweise so klar herausgeholt wird, manche kompositorisch noch unterteilt von den Strukturen von Gerüsten aus Holzstäben. Und als ob das an Detailreichtum nicht reichte, zusätzlich die genaue Wiedergabe der geknoteten und einander kreuzenden Hanfseilen, mit denen die Stäbe zusammengehalten werden, und das Haus-motiv immer wieder aus einem anderen Blickwinkel, von unten, von der Seite, als Teilansicht, bei Nacht, bei Sturm, vielfach im Schnee. 

Die Ausstellung ist bis zm 21. September 2025, sie wurde verlängert. 

https://www.tanakaryohei.com/
https://museum-fuer-ostasiatische-kunst.de/Tanaka-Ryohei